Baby Hulk Update – Custom 27,5″ Jumpbike
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Im Oktober präsentierte ich mein Custom 27,5″ Jumpbike Projekt (zum Artikel). Ein Wunsch-Update wurde angeteasert. Also was ist seitdem alles passiert?
Um ehrlich zu sein – den Winter über eigentlich nichts. Doch der scheint überstanden. Die ersten Bikeparks öffnen. Jumplines sind wieder fresh geshaped. Das Wreckoning „Baby Hulk“ erwacht aus seinem Winterschlaf. Wagt sich vorsichtig Richtung Kellerausgang. Ein paar warme Sonnenstrahlen kitzeln sein Steuerrohr. Schnurren. Schnauben. Niesen. Naja, die ersten Pollen sind auch unterwegs … egal. Es hat Bock auf Laps. So wie ich!
Update 1
Es schüttelt den Staub von seinen Reifen. Nahaufnahme. Baby Hulk und ich schauen uns an. Okay, Zeit für einen Frühjahrsputz. Die Schlappen sind doch etwas runtergerockt und in die Jahre gekommen. Ein kleines Umstyling für die neue Mode-, ääh, Bike-Saison ist drin. Da das Bike nicht nur auf reinen Jumptrails, sondern auch generell im Bikepark unglaublich Spaß macht, brauchts eine neue Kombi. Sosehr ich den geringen Rollwiderstand vom hinteren Semi-Slick feiere, so sehr verteufele ich das Bremsverhalten auf schnellen Bikepark-Strecken. Die Seitenwand gleicht auch eher einer EXO-Karkasse – also schön leicht und rollt schnell, aber nicht wirklich Bikepark-sicher. Die Stollen des DHFs am Vorderrad haben auch schon bessere Tage gesehen. Die alten Reifen:
Auf Maxxis fällt die Wahl. Vorne wird es ein Assegai in 27,5x2,5 Zoll. Hinten soll es ein DHR2, ebenfalls in 27,5″, sein. Einzig bei der Breite bin ich mir unsicher. Das Wreckoning ist in 29″ für maximal 2,4″ Breite freigegeben. Und wer das Bike kennt, weiß, dass da schon nicht viel Platz ist. Vor allem laufen die Sitz- und Kettenstreben nach hinten enger zu. Heißt bei meinem 27,5″-Setup ist leider noch weniger Platz. Vorsichtshalber wird es ein schmaler 2,3er. Für den nötigen Pannenschutz und etwas mehr Dämpfung, wenn es bergab über Stock und Stein geht, haben beide Reifen ein Double Down-Casing.
Für viel Grip an der Front sorgt die klebrige 3C MaxxGrip-Mischung.
Am Hinterrad sorgt eine 3C MaxxTerra-Mischung für eine perfekte Balance aus Rollwiderstand und Grip sowie für eine längere Lebensdauer auf Bikepark-Tracks.
Wer kennt es nicht? Frische Reifen bedeuten mehr Grip und so profitiert der Baby Hulk und ich von einem deutlichen Ego-Boost und ein bissiger Lock kommt noch dazu. Mit stolz geschwollenen Reifen rollt es aus dem Keller und präsentiert seine frischen Schuhe.
Update 2
So, ich bin dran. Jeder hat einen Wunsch frei. Da war doch noch der Doppelbrücken-Traum. Flashback zum Oktober-Artikel:
2019 stand ich neben „Steezy Giese“ und seinem Evil Wreckoning LB Park in der Whislter-Liftschlange. Seitdem wollte ich diesen Rahmen mit einer Doppelbrücke fahren.
Das Bike war von Anfang an ein Budget-Projekt. Dabei soll es bleiben. Mein Wunsch: 27,5 Zoll mit 180 mm Federweg. Internet an. Gebrauchtmarkt abklappern. Das gleiche Problem wie bei Baby Hulk V1 – das lange Steuerrohr. Nach ein paar Wochen ein Treffer. RockShox Boxxer Select Charger RC Debon Air – nagelneu aus einem E-Bike ausgebaut. Unter 400 €. Das lässt der Geldbeutel zu. Baby Hulk nickt aufgeregt und zustimmend.
Einstellungsmöglichkeiten:
Low-Speed Druckstufe
Zugstufe
Federhärte über Luftdruck
Progression über Volumenspacer
Wie im ersten Artikel bereits thematisiert, spielen die Dämpfungseigenschaften auf einer Jumpline eigentlich keine Rolle. Tokens und viel Luft rein. Notfallpuffer. Fertig.
Im Bikepark sieht das schon wieder etwas anders aus. Allerdings will ich mit dem Bike keine Rennen gewinnen, sondern einfach nur Spaß haben. Ich schlage zu! Die Boxxer Select wandert ins Wreckoning. Geil!
Eine Doppelbrückengabel lässt mein ehemaliges Downhiller-Herz jedes Mal aufs Neue höher schlagen. Liegt’s nur daran? Gibt es eigentlich jemanden, der den Look einer Doppelbrücke nicht geil findet? Ich bezweifle es!
Update 3
Dann wäre da doch noch eine Sache. Der Stahlfederdämpfer eignet sich für den Wechsel zwischen Jumpline- und Bikepark-Setup nur bedingt gut. Auf der Jumpline will ich weniger Federweg nutzen. Im Keller liegt noch der originale RockShox Monarch Plus RC3-Dämpfer. Der braucht nur wieder etwas Liebe. Ebenfalls wie die Boxxer Select bietet der Dämpfer recht wenig Einstellungsmöglichkeiten. Der Tune des Dämpfers passt aber echt gut zum Hinterbau des Wreckonings und bringt die Stärken des Bikes sehr zur Geltung.
Service erledigt. Der Monarch schnurrt wieder.
Update 4
Okay, eins noch. Dann ist aber Schluss! Der Trend geht zu höheren Lenkern. Das fühlt sich auf dem Wreckoning passend an. Man fährt das Bike eher über das Heck und hat weniger Druck auf der Front. Die Kontrolle übernimmt man ab sofort mit dem DMR ODUB-Lenker aus Alu. 50 mm Rise. 5° Up- und 8° Backsweep. Gekürzt auf 760 mm Breite.
WIE GEHT ES WEITER?
Eine erste Feierabend-Session auf einem kleinen Jumpspot liegt hinter uns. Das Bike fährt sich ausgeglichen und lädt zum Herumspielen ein – typisch Evil. Mit der Doppelbrücke manövriert sich das Baby Hulk stabiler – ob in der Luft beim Zurücklenken von Whips oder beim Racen durch schnelle Anlieger. Netter Bonus: Es sieht auch einfach massiver aus.





Semi-Slick mag für hoch spezialisierte Bikes funktionieren, etwas mehr Stollen an frischen Reifen für guten Grip sind aber nicht nur auf Brechsand-Strecken die bessere Wahl. Loamer in Morzine sollen auch auf der Karte stehen und da möchte man irgendwann stehen bleiben können. Der simple Luftdämpfer ermöglicht mir ein schnelles Abstimmen auf die jeweilige Strecke.
Man sieht, dass man aus ein paar übrig gebliebenen Teilen aus dem Keller und etwas Suchen im Gebrauchtmarkt sich ein wirkliches Spaßmobil zusammenbauen kann. Selbst Experimente wie das 27,5-Zoll-Vorderrad haben sich als eine gute Wahl herausgestellt. Seid mutig und baut euch eure Wunschbikes. Erlaubt ist, was gefällt.
Ihr wollt mehr Custom bikes?
Autor – Yannick Noll
Größe: 178 cm
Gewicht: 75 kg
Fahrstil: Als ehemaliger Racer darf es gerne schnell und flüssig sein. Größere Sprünge und steile Rampen dürfen aber auch nicht fehlen. Das Bike ist etwas straffer und schneller abgestimmt, dass es entsprechend schnell auf Input vom Fahrer reagiert.
Motivation: Es soll Spaß machen. Ein Bike sollte nicht langweilig, alles platt bügeln. Der Charakter darf etwas lebendiger sein. Bei der Abstimmung, wie auch beim Fahrstil. Das Produkt sollte haltbar sein und auch auf längeren Biketrips sorgenfrei funktionieren.