Stahl. Gedruckt. Geschweißt und einzigartig. Thadeus Tisch

Lesezeit: 10 – 11 Minuten

🇺🇸 Read English version here

Jeder kennt zwischenzeitlich Bikes mit 3D-Druck-Teilen aus Titan. Aber man kann auch anderes Metall drucken. Unter anderem Stahl. Thadeus Tisch blickt auf viele Jahre Rahmenbau zurück und hat ein spannendes Konzept-Bike entwickelt. Stahl-Singlespeed-Highpivot-Singlepivot-Rearward-Axlepath. Reduziert auf das Wesentliche und mit Liebe hergestellt. Viel Spaß mit dem Einblick.

Eine Übersicht mit allen Custom-Projekten findest du hier.

Wer ist Thadeus und warum baut er Bikes?

Im Podcast mit Thadeus werden wir dieser Frage deutlich tiefer auf den Grund gehen. Was sich hier festhalten lässt: Thadeus ist passionierter Rahmenbauer und das schon seit vielen Jahren. Stahl war die Einstiegsdroge und ermöglichte ihm, eine Vielzahl von Bikes zu erschaffen. Dabei beschränkt er sich nicht nur auf eine Kategorie. Von Dirtjumpbikes, Mountainbike, Hardtails über Downhiller hin zu vierrädrigen Kinderrädern war schon alles dabei.

Neben seinem Dayjob als Designer bei Norco nutzt er seine Freizeit ebenfalls, um noch mehr Bikes zu ersinnen. Oder auch ein Pedal, weil er es kann und mit manchen Lösungen am Markt nicht unbedingt zufrieden ist. Passioniert. Getrieben? In jedem Fall ein spannender Charakter aus der Bikeszene, mit eigenem Kopf, eigenen Ideen und dem Willen und den Fähigkeiten, es bis hin zum fertigen Produkt durchzuziehen.

„Ich wollte gleich dünne Rohre schweißen. Mir war von vorneherein klar, dass ich eh nur Bikes bauen wollte. Da muss ich nicht mit Baustahl anfangen.“ – Thadeus Tisch

Rahmen Custom Thadeus Tisch
Dämpfer Cane Creek Tigon 210 x 55
Gabel Intend Bandit 170 mm
Headset no name ZS44/EC44
Lenker Syntace Vector 7075 20 mm rise
Vorbau Intend Grace FR
Grips Lizard Skins Northshore
Bremsen Magura MT7
Kurbeln Praxis Cadet M30
Kettenblatt no name / Gates CDX
Tretlager Praxis HD30
Kette Gates Carbon Drive CDX
Kassette Gates CDX
Pedale OneUp
Felgen e*thirteen
Naben SRAM
Reifen DHF EXO+ – DHR II DD
Sattel Fabric Scoop

Rahmen

Wer seriös Rahmenbau selbst betreibt, hat zumeist einen Rohrsatz, auf den er zurückgreift. Das Gleiche gilt auch für Thadeus. Vor ein paar Jahren hat er sich einen Vorrat an Stahlrohren geschaffen. Über ein tapering verfügen diese nicht. Wo er in der Vergangenheit auf gelaserte Stahlbleche zurückgriff, um den Tretlagerbereich zu realisieren, nutzt er beim NAF Parker 3D-Druck mit 309L und kombiniert sie mit seinem Rohrsatz.

Dies ist ein cleverer Weg, passgenaue Teile zu erstellen und Komplexität in der Fertigung auszulagern. Warum kein Titan wie bei Atherton? Der Preis von additiv gefertigten Teilen aus Stahl ist ungefähr um den Faktor 10 günstiger. Würde man dann auch noch selbst schweißen, so muss man bei Titan mit einigen anderen Herausforderungen rechnen. Stahl ist da deutlich unkomplizierter.

Klappern am Bike sollte möglichst ausgeschlossen werden. So verfügt Thadeus’ Kreation über einen Riemenantrieb und einen Gang. Ein Highpivot hilft, die Schläge aufzunehmen. Insbesondere da das Bike auf den Park ausgerichtet ist und über etwas weniger Federweg verfügt. 170 an der Front und 160 mm am Heck müssen reichen. Das ist etwas dem Suspensiondesign geschuldet, aber Thadeus fährt auch mit seinem Downcountrybike mit weniger Federweg überall runter. Warum sollte ihn da 160 im Park stören?

Bleche helfen, bevor die eigentlichen Rohre vorbereitet werden.

Gedruckter und gezogener Stahl wurden zusammengebracht.

Paintjob

Darf es auch etwas wilder sein? Thadeus ist ein Kind der 80er. In jedem Fall dürften sich Leute in diesem Alter noch an diese Art der Gestaltung erinnern. Polarisieren? Vermutlich. Auffallend? Auf jeden Fall! Seine Rahmen sorgen immer wieder für Aufmerksamkeit auf den Trails. Da kann es schon mal sein, dass das Projekt erkannt wird. Respekt wird eigentlich immer gezollt.

Clevere Details

Kompakt im Herzstück

Ziel war es, dem Rahmen eine aufgeräumte Optik zu verpassen. Der Dämpfer fügt sich eng in den additiv gefertigten Käfig. Nachteile wie einen etwas umständlichen Ausbau nimmt Thadeus wissentlich und gerne in Kauf. Am Ende ist er Designer und in seinen eigenen Projekten möchte er den Schwerpunkt auf die Optik legen. Und wie oft baut man schon einen Dämpfer ein und aus?

Kombination von additiver und subtraktiver Fertigung

Das Prinzip der Umlenkung und dem angeflanschtem Riemenspanner“ ist nicht neu. Dennoch sorgt es für eine aufgeräumte Optik. In diesem Foto sind verschiedenste Fertigungstechniken zu sehen, wie selbstgebaute und gekaufte Komponenten. Es zeigt schön die Möglichkeiten, die Enthusiasten haben. Additive Fertigungsmethoden haben die Tür für solche Projekte und kreative Ansätze weit aufgestoßen.

Sattelstütze vergessen?

Nein, integriert! Am Parkbike weiß man, wo der Sattel stehen muss. In der Regel unten. Also warum extra ein Rohr ins Rohr einbauen, wenn man den Sattel direkt montieren könnte?

Aufgeräumter geht es kaum. Singlespeed. Gates.

NAF PArker – Das fertige Bike

Was kann man groß zum Aufbau sagen? Über jedes Teil wurde nachgedacht und sinnvoll auf den Einsatzbereich ausgewählt. Kann man über den eher geringen Federweg und eine Singlecrown-Federgabel an einem Parkbike streiten? Sicherlich. Dennoch macht es das Projekt nicht weniger beeindruckend. Schlanke Rohre und eine Liebe zur cleanen Optik machen die neueste Kreation von Thadeus Tisch zu einem echten Schmankerl.

NAF Parker – made by Thadeus Tisch

Wie geht es weiter?

Wenn man im Winter mit dem Bike fertig wird, ist das so eine Sache. Bringt man es übers Herz, die frische Kreation bei Schnee und Matsch direkt einzusauen? Oder möchte man vielleicht doch erst mal bei besseren Bedingungen die ersten Einstellrunden drehen? Thadeus entschied sich für letzteres. Wir sind gespannt auf seinen Eindruck. Folgt ihm auf jeden Fall auf seinem Instagram. Dort versorgt er euren Feed mit weiteren Schmankerln wie Pedalen, Bikes und Einblicken in seine Werkstatt.

Ihr wollt mehr Custom bikes?


Autor – Jens Staudt

Größe: 191 cm

Gewicht: 87 kg

Fahrstil: Mit seinem Race-Hintergrund sind die Linien geplant, auch wenn es mal rumpelt. Wenn möglich, werden Passagen übersprungen. Die ganze Breite eines Trails sollte man nutzen. Andere würden sagen – kompromisslos.

Motivation: Ein Produkt sollte sorgenfrei und möglichst lange funktionieren. Wenn man weniger schrauben muss, kann man mehr fahren. Er bastelt gerne und schaut, wie das Bike noch optimiert werden kann.


Zurück
Zurück

Podcast: Thadeus Tisch – Rahmen selbst bauen, Passion abseits des Mainstream

Weiter
Weiter

Podcast: Dennis Stratmann und Jens Staudt Nerden über Bikes